von Salzufler » 26. Apr 2017, 14:48
Projekt
Wangerooge – eine Steueroase
von Antje Brüggerhoff
aus NWZ.
Das Journalistenteam sind vier Auszubildende. Und der Skandal – der ist nur Thema eines Kurzfilms, den die vier jungen Männer auf Wangerooge gedreht haben.
Wangerooge - Vielleicht denkt der eine oder andere ja gleich „Ich habe es doch gewusst“, wenn er Folgendes liest: auf Wangerooge werden Unmengen an Steuergeldern hinterzogen.
Doch um sofort Entwarnung zu geben: das ist natürlich nur in einem Film so. Und den haben jetzt vier junge Männer auf der Insel gedreht.
Der 24-jährige Christian Osterloh ist einer von ihnen. Eigentlich ist er Wangerooger, besucht aber derzeit die Berufsschule in Hamburg für die Ausbildung „Audiovisuelle Medien“. Sein Abschlussprojekt: ein eigener Film. Genauer: eine „Mocumentary“. Das ist ein fiktionaler Dokumentarfilm, der einen echten Dokumentarfilm parodiert.
Alleine macht er das aber nicht, sondern mit seinen Kollegen Jakob Nehls, Joschua Schäper und Björn Schulze. „Bevor überhaupt die Idee zum Film feststand, waren wir uns alle einig: er soll auf Wangerooge spielen“, erzählen die jungen Männer.
Zuerst hatten sie eine Menge verrückter Ideen und irgendwann stand ihr Thema fest: sie selbst spielen ein journalistisches Team, das die Steueroase auf Wangerooge aufdeckt.
Und schon gingen die Vorbereitungen los. „Wir haben uns mit einem Steuerberater getroffen, um ganz genau zu hinterfragen, wie ein Steuerbetrug funktionieren kann“, erklärt Christian Osterloh. Schließlich sollte im Film alles möglichst real wirken.
Aus diesem Grund haben die jungen Filmemacher dann auch entschieden, echte Wangerooger mit einzubeziehen. „Nachdem wir alles vorbereitet hatten und das Drehbuch stand, fuhren wir für einige Tage auf die Insel und drehten vor Ort.“ So sind Bürgermeister Dirk Lindner, Schulleiter Uwe Osterloh und in einer Szene auch die Musikgruppe SchippRatz zu sehen. „Das war auch eine unser Lieblingsszenen: die Kneipenszene mit den Schippratz“, erinnern sich die Jungs lachend. Was da genau passiert, wird aber noch nicht verraten.
Nur eines sagen sie schon jetzt: „Toll, dass die Wangerooger bereit waren, mitzuspielen.“ So werde der Film nur noch glaubwürdiger. Ein einziger professioneller Schauspieler hat sich aber dann doch dazwischengemogelt: Erik Schäffler aus Hamburg, der einen Wirtschaftsexperten spielt.
Das ganze Equipment haben die Auszubildenden übrigens von der Berufsschule bekommen. Für alles andere mussten sie selbst in die Tasche greifen. „Eigentlich sollten wir am Ende ein Produkt präsentieren, das ohne Budget entstanden ist“, sagt Christian Osterloh. „Aber ganz ohne ging es dann doch nicht – allein durch die Fahrtkosten auf die Insel.“
Dennoch: die vier sind glücklich über ihr Projekt und darüber, dass alles gut funktioniert hat. Anfang Mai soll der etwa 20-minütige Film dann auch ins Internet gestellt werden. Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass niemand beim Thema „Steuerhinterziehung auf Wangerooge“ auf dumme Gedanken kommt.